von Wolfgang Schicker

Zuerst erschienen in: La voce, Nr. 2/2001, Seite 2

Professor an der Musikhochschule und gleichzeitig Soloflötist in einem Orchester? Ist das Doppelbelastung oder Bereicherung? Einer, der es wissen muss, ist Gunther Pohl, der eine halbe Stelle als Professor an der Musikhochschule besetzt und gleichzeitig bei den Bamberger Symphonikern spielt.

Schon seit etwa dreißig Jahren fährt Pohl zweigleisig, denn von 1971 bis 1991 war er Honorarprofessor an der Musikhochschule in Lübeck und seit 1973 ist er darüber hinaus bei den Bamberger Symphonikern. Diese Zweigleisigkeit sieht Pohl durchaus als großen Vorteil für die Studenten an. Ihr Lehrer gewinnt ständig an Erfahrung hinzu, besonders in einem Orchester mit Weltformat, wie es die Bamberger Symphoniker sind. Vielseitigkeit ist in diesem Fall sicher mehr Motivation als Belastung, zumal Pohl sie auch von seinen Studenten erwartet. Sein Ziel ist es nicht, nur Lehrer oder Orchestermusiker auszubilden, sondern Flötisten, die in beiden Bereichen gut sind. Seine Studenten „sollen unbedingt auf beiden Schienen parallel ausgebildet werden, sie müssen bei mir auch alle in beiden Abteilungen Prüfungen machen, also natürlich zuerst das Musiklehrerdiplom und dann – wenn sie die Fähigkeit haben – das Diplom für künstlerische Ausbildung.“

Pohl selbst studierte in Detmold bei Hans-Peter Schmitz und in Paris bei Gaston Crunelle. Aus seiner Zeit in Lübeck bringt Pohl auch den Optimismus mit, dass die Musikhochschule Nürnberg-Augsburg ihren Weg machen wird. Denn Lübeck entwickelte sich im Lauf von zwanzig Jahren von einer kleinen Fachhochschule zu einer angesehenen Musikhochschule. „Das ist nur eine Frage der Politik, man muss die richtige Politik machen als Rektor, zusammen mit den Leuten, die das Geld geben. Vor allem in der Personalpolitik, dann kommen schon die Studenten.“

Wenn mit so viel Optimismus an der Zukunft der Nürnberger Musikhochschule gearbeitet wird, braucht einem nicht bange zu sein, dass der Weg auch erfolgreich sein wird.